Die Süddeutsche Zeitung sprach mit Christa Appelt über die Partnersuche in Zeiten von Tinder – Auszug aus dem Artikel „Verwischte Liebe“ vom 27./.28.07.2019 in der Süddeutschen Zeitung:
…Weit mehr als jeder dritte Nutzer von Tinder soll in einer Beziehung sein. Sie zu überführen ist am umfassendsten möglich mit dem kostenpflichtigen Premium-Status. Julia und ihre Freundinnen haben sich den zugelegt, um nachzusehen, ob der Partner einer Freundin während seiner Barcelonareise tindert – und haben ihn tatsächlich ertappt. Früher hätte man für solche Anliegen eine Detektei beauftragt. Man kann heute viel selbst machen, wofür es früher Profis gebraucht hat.
Gibt es heute überhaupt noch Partnervermittler? Was sollen die leisten, was der Algorithmus nicht kann? München. Brienner Strasse. Der Name Appelt auf dem Klingelschild ist einer unter vielen, ohne weitere Erläuterung. Den Menschen, die hier läuten, ist ihr Anliegen oft unangenehm: Sie suchen Hilfe auf der Suche nach Liebe, ganz klassisch und analog.
Vor 27 Jahren hat Christa Appelt begonnen, Partnervermittlung zu ihrem Geschäft zu machen. Einmal in ihrem Büro, wird es auf der cremefarbenen Couch schnell privat für die Kunden: Wie war das Verhältnis zu den Eltern, wovor hat man Angst, wünscht man sich Kinder,, wohin will man beruflich? Christa Appelt hört sich die Antworten an und früher hat sie dann in einem Schuhkarton nach einem passenden Partner gesucht. Die handgeschriebenen Karteikarten, für jeden Suchenden eine, waren ihr Kapital.
Heute führt sie ihre Kundendatei digital, aber nicht nur das ist anders als früher. Ihre Kundschaft hat sich verändert. Als im Jahr 2001 Parship online ging, kamen erst mal weniger Suchende zu ihr. „Der Arzt aus der Klinik hat es zunächst dort versucht.“ Nach ein paar Jahren aber hatte sich das Geschäft ihr zufolge wieder erholt, mit einem Unterschied zur internetfreien Zeit: Viele Menschen kommen immer später im Leben zu ihr. „Wer bei mir klingelt, hat schon alles probiert.“ sagt Appelt. Nicht selten sitzen Frauen mit 38 Jahren auf der Couch und hoffen, in wenigen Monaten einen Mann zu finden, um Kinder zu haben. Dafür sind sie bereit, viel zu zahlen: Das Einsteigerpaket kostet mit seinen 4500 Euro rund 164-mal so viel wie die teuerste Mitgliedschaft bei Tinder.
In ihrer Kartei filtert Appelt nur nach Alter, der Rest ist Intuition. Aber heute seien die Menschen Masse und Tempo gewohnt, aber vor allem hätten sie weniger Lust, sich auf das Gegenüber einzulassen. Manchmal muss sie Frauen überreden, sich mit Männern zu treffen, die kleiner sind, als sie es sich wünschen…