Die Debatte ist nicht erst seit gestern entbrannt: Noch immer verdienen Frauen in vergleichbarer Position rund ein Fünftel weniger als ihre männlichen Kollegen. So betrug das unbereinigte Gender Pay Gap für 2018 in Deutschland 20,9%. Womit wir trauriger Spitzenreiter in der EU sind. So weit, so schlecht. Auf der anderen Seite haben wir in Deutschland und den westlichen Industrieländern immer mehr top ausgebildete Frauen, deren Reallöhne stärker steigen als jene der Männer.
Und die – wenn auch langsamer als erhofft – in Spitzenpositionen drängen. Zwar hinken wir auch hier vielen anderen EU-Ländern hinterher; aber ein neues Selbstverständnis der Frauen sowie die zunehmende Sensibilität der PolitikerInnen (und natürlich auch vieler Männer generell…) hinsichtlich dieses Themas lässt hoffen, dass hier viel Luft nach oben ist.
Geld wird immer öfter der Konfliktfaktor in der Liebe
Ein überraschender Indikator für die scheinbare Akzeptanz einer starken Frauengeneration ist da auch das Ergebnis einer Umfrage, die wir unlängst durchgeführt haben. So wollten wir von Männern wissen, wie sie sich fühlten, würde ihre Partnerin signifikant mehr verdienen. De facto goutierten das 55% der Befragten mit dem launigen Statement: Wunderbar, dann kann sie mir ja die Blumen kaufen!
Ist das nun tatsächlich die Bestätigung, dass Männer ihre traditionelle Rolle als Versorger und Alphatier allmählich hinter sich lassen und selbstbewusst zurückstehen, wenn die Umstände es ihnen erlauben? Oder ist das Ganze dann doch eher ein ironischer Kommentar zum aktuellen Geschehen verbunden mit der süffisanten Aufforderung an die Frauen, sich doch einfach mal zu entspannen anstatt permanent auf dem Thema rumzureiten…?
Die Kommentare, die uns nachträglich zur Umfrage erreichten, scheinen letzteres zu stützen. Denn da blödeln viele Herren munter um das Thema herum. Geben sich lakonisch bis sardonisch – und offenbaren damit eine latente Unsicherheit. Ist es vielleicht doch so, dass Männer sich sehr wohl an einem umgekehrten Gender Pay Gap in der eigenen Beziehung stören würden? Dies aber nicht offen zugeben mögen, weil sie dann als Machos oder Reaktionäre da stünden?
Mehr Entspanntheit in der Partnerschaft täte gut
Oder nutzen sie, im Gegenteil, das Stilmittel der Ironie, um kundzutun, dass es ihnen letzten Endes schnurzpiepegal ist, wer in einer Partner- bzw. Lebensgemeinschaft mehr verdient? Immerhin wählten 35% der Männer die dritte Antwortoption, nach der sie sich vorgeblich noch nie Gedanken über die Ausgangsfrage gemacht hätten. Womit es vielleicht am Ende gar nicht entscheidend ist, wer jetzt mehr verdient.
Vielleicht sollten wir genau an diesen Punkt gelangen? Statt in einer Partnerschaft ständig Genderfragen aufzuwerfen und eine (Selbst)Viktimisierung zu betreiben, wonach wer wo wieviel benachteiligt ist oder mehr hat, sollten wir einfach mehr Gleichmut und eine gewisse Entspanntheit an den Tag legen. Denn am Ende ist es doch sekundär, wer in einer Beziehung mehr Geld nach Hause bringt; solange beide in ihrem Job angemessen bezahlt werden, als Paar zusammenhalten und ebenbürtig über ihre Lebensplanung und ihren Alltag entscheiden. Denn Gleichberechtigung kann nur dann funktionieren, wenn beide sich nicht als reine Individuen, sondern vielmehr als Teil eines Ganzen sehen. Als Duo. Als Team. Wo einer den anderen fördert wie unterstützt, Verantwortung übernimmt wie zurücksteckt, gibt und nimmt.
Von Blumen und Dinner-Einladungen…
Verdient der Mann mehr, weil er einfach in einer „besser“ vergüteten Branche oder Position arbeitet, dann sollte das nicht zwangsläufig selbstverständlich, aber genausowenig ein Frevel sein. Solange er seine finanzielle Überlegenheit nicht als Druckmittel oder Machtinstrument in einer Beziehung bzw. Ehe missbraucht. Hat die Frau die monetären Hosen in einer Partnerschaft an, so sollte das nicht länger als etwas Exzeptionelles, unbedingt Erwähnenswertes gelten, sondern als ein Stück Normalität. Mit der sie entspannt umgehen sollte.
Alles in allem ist es natürlich schön, wenn Männer sich heutzutage über Florales freuen. Das soll aber nicht heißen, dass wir gut verdienenden Mädels damit unser Vorrecht auf einen Strauß Rosen, Lilien, Veilchen o.ä. vollständig an die Männer abgetreten haben. Also, Jungs, schenkt uns ruhig weiter Blumen! Denn auch wenn wir beruflich und finanziell zu Euch aufschließen und zunehmend unabhängig sind, bleiben wir trotzdem gerne Frau. Und laden Euch dann auch gerne mal zum Essen ein…
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